Brief von Pater Georg

“ Das Wahre Licht ist er, das Wort”.

Er kam in die Welt und war in der Welt, um allen Menschen Licht zu geben.” (Jn:1:9)

Liebe Freunde,

ich wünsche Euch allen eine besinnliche Adventszeit. Aus Indien schicke ich Euch viele liebevolle Grüße und Wünsche für das Fest der Hoffnung -Weihnachten- Geburt des Immanuel- (Gott mit uns)! Und ich wünsche Euch allen ein gutes und friedliches Neues Jahr 2002. Möge Gott Euch alle behüten und begleiten.

Ich möchte Euch gerne allen persönlich schreiben. Das ist leider unmöglich, denn es kostet zu viel, deshalb habe ich diese Möglichkeit zur Übermittlung meiner Grüße und Wünsche gewählt. Wie geht es Euch allen? Zu meinem 50. Geburtstag habe ich zahlreiche Grüße, ja unerwartet viele Grüße, bekommen. Ich danke Euch allen und dem lieben Gott, der mich mit Euch beschenkt hat. Es war eine überwältigende herzliche Erfahrung. Ich danke Euch allen für Eure Unterstützung und Ermutigung.

Ihr wollt wissen wie es mir geht? Durch Gottes Gnade Geht es mir gut. Ich lebe hier mit 15 Priesterkandidaten im Alter von 16-18 Jahren. Sie machen einen Orientierungskurs bei mir für ca. 10 Monate. So ist mein Leben noch schöner, aber auch schwieriger geworden. Das Leben in der Gemeinschaft macht die Menschen glücklich. Wir lernen viel voneinander, beten, arbeiten, singen und spielen auch. Meine kleine Missionsgemeinde wartet auf die Fertigstellung der Mehrzweckhalle. Ich hoffe, dass sie noch vor Weihnachten fertig sein wird.

Das Dorfentwicklungsprojekt macht auch Fortschritte. Seit April habe ich einen Animator zu meiner Unterstützung und zur Ausbildung der Kinder. Im Sommer unterrichten wir die Klassen unter einem Baum, im Winter auf der Veranda eines Hauses. Manchmal kommen 10 und manchmal 30 Kinder zum Unterricht. Wir haben noch keine Schulhalle gebaut, da wir noch nicht wissen, wie lange Interesse an einem Schulbesuch besteht. Wir warten bis die Leute von selbst nach einer Schulhalle verlangen. Wir unterrichten auch Erwachsene im Schreiben und Lesen, es kommen so 14-18 Männer. Für 4 Obdachlose haben wir eine Unterkunft bereitgestellt und für eine Familie, deren Vater an Tuberkulose erkrankt ist, haben wir ein kleines Haus gebaut.

·        wir finanzieren die Ausbildung von 5 Schulkindern

·        seit Juni habe ich einen Helfer, der in 7 Dörfern bei der Dorfentwicklung hilft, für ihn habe ich ein Fahrrad gekauft, er wohnt 15 km von meinem Ort entfernt.

·        Die beiden Helfer bekommen DM 100.- pro Monat.

Am 4. und 5. November habe ich in 7 Ortschaften ein Marionettenspiel aufgeführt, um mein Programm den Leuten vorzustellen. Viele haben mit Begeisterung teilgenommen. Jetzt kenne ich mich einigermaßen in den Dörfern hier aus und ich war zum ersten Mal bei einer Uttar Pradesh-Dorffamilie zum Mittagessen eingeladen. Die Leute sind sehr gastfreundlich. Da gibt es keinen Tisch, kein Besteck, keine Teller. Wir saßen alle auf geliehenen Stühlen rund um ein Bettgestell auf einer Veranda und aßen aus Biotellern (aus Baumblättern hergestellte Teller). Es war eine wunderbare Erfahrung. In dem Ort fehlt sauberes Wasser, es gibt keine richtige Straße. Ich habe mit einem Jeep die Theatergruppe hingefahren, zur Stromversorgung hatte ich einen kleinen Generator dabei. Für die Leute ist das alles eine Überraschung. Da gibt es viel zu tun. Mein erster Schritt ist immer die Bewußtseinsbildung der Menschen. Das ist sehr wichtig, denn nur dann können wir Beteiligung und Interesse erwarten. Beteiligung und Interesse der Leute sind Voraussetzung und sehr wichtig für die Dorfentwicklung. Für gebildete Menschen klingt das einfach. Aber mit den Menschen in einem unentwickelten Dorf ist es sehr schwer, sie denken und arbeiten ganz anders, sie haben eine andere Mentalität. Deshalb bitte ich um Euer Verständnis wenn es mit langsamen Schritten vorangeht.

Als Kinder des Lichts sind wir berufen ein Lichtstrahl inmitten der Dunkelheit zu werden, ein Funke Hoffnung inmitten von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Es genügt nicht, unsere Häuser und Bäume mit Weihnachtslichtern zu schmücken. Wir selbst müssen zu Lichtern werden und wir müssen Lichter mit unserem eigenen Leuchten anzünden statt die Dunkelheit zu verdammen. Wir sind dazu bestimmt durch unser Beispiel das Licht Christi anderen zu bringen. Gute Beispiele sind wirksamer als Gebote. Gebote stehen am Anfang, Beispiele Führen dazu, das Ziel zu erreichen. Unser Beispiel gibt Zeugnis von unserem Glauben inmitten einer Welt, die oft religiösen Glauben als Aberglauben verspottet, ist Zeugnis für Menschenwürde inmitten einer Welt, die Menschenrechte mit Füßen tritt. Laßt uns Träger des Lichts werden, das Menschen aus der Dunkelheit und dem Schatten des Todes befreit und laßt uns eine Spur vom Leuchten des Lichts Christi hinterlassen, wenn wir dieses Leben durchwandert haben. “Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfaßt.” (Joh.1:5).

Mit freundlichen Grüßen

P. George CST